Body Love oder das gute Ich-Gefühl.
{enthält unbeauftragte Werbung, da Verlinkung auf tolle Inhalte.}
Angefangen hat alles, als ich im Frühjahr eine Ayurvedakur machte.
Die Kur war eine Art Body Reboot, in der ich meinem Körper wie nie zuvor Aufmerksamkeit schenkte. Ich bekam Massagen und Anwendungen, schaute zu jeder Tageszeit viel aufs Meer und machte ganz viel nichts. Jeden Morgen ging ich vor dem Frühstück zum Termin beim indischen Arzt, der sich irre entspannt in Jeans und Turnschuhen nach meinem Wohlbefinden, Körpersymptomen und meiner Stimmung erkundigte. Dabei schob er mir ein kleines Glas mit flüssigem Ghee rüber und maß meinen Blutdruck. Für ihn, das merkte ich sofort, war es das Normalste überhaupt, dass Körper, Geist und Gefühle zusammengehören und man im Grunde nur zuhören müsse, was der Körper einem zu sagen versuchte.
Er wollte wissen, wie es mir nach den Massageanwendungen ging, was der Appetit machte, wie mein Schlaf, meine Verdauung, und welcher Laune ich war.
Ich habe viel Praktisches mitgenommen aus dieser Kur, ganz simple Dinge wie: nicht mehr (kühlschrank)kalt zu essen und mehr Zeit für tägliche Körperrituale zu schaffen. Feiner wahrzunehmen, wie es mir nach dem Essen geht. Mehr Wasser zu trinken (1 Liter noch vor dem ersten Kaffee) und dass Tee aus ganzen Gewürzen wie Koriandersaat oder Kreuzkümmel großartig schmeckt. Früher ins Bett zu gehen.
Aber es ist die ayurvedische Lehre im Gesamten, die mich zutiefst beeindruckt hat – in ihrer Logik („it’s all connected“), ihrem Ansatz („you are, what you can digest“) und ihrer Einfachheit („you need to love your body“).
YOU NEED TO LOVE YOUR BODY.
Was so simpel klang, hallte lange in mir nach und ich begann zu ahnen, dass da für mich noch Luft nach oben war. Ich achtete noch mehr als vorher darauf, was ich in meinen Körper und auf die Haut gab. Und vor allem begann ich, bewusst wahrzunehmen, wie ich mich selbst im Spiegel anblickte, und welchen Gedanken über mich und über andere ich Raum gab.
Fortan flogen mich die Dinge förmlich an.
Mir fiel plötzlich auf, wie viele Frauen in den sozialen Medien beiläufig kommentieren, dass sie ihren Körper oder Teile ihres Körpers hassen (sie sagten wirklich hassen!!).
Es war und ist für mich herzergreifend wie „normal“ diese Ablehnung des eigenen Körpers ist. Und es macht vor allem deutlich, dass Frauen mit einem fortwährenden gesellschaftlichen Schönheitsideal konfrontiert sind, das sich aus abstrusen, unwirklichen Oberflächlichkeiten generiert, und an dem gemessen Frauen im Allgemeinen nur verlieren können. Mich überraschte, dass auch Frauen, die ich (im echten Leben) stets als schöne, selbstbewusste und erfolgreiche Frauen wahrgenommen hatte, sich in diesen Kanon einreihten. Und da wurde mir klar, das „Problem“ war noch viel schwerwiegender und viel destruktiver gesellschaftlich verankert, als ich dachte. Weil Schönheit zu oft gleichgesetzt wird mit einem äusserlichen normativen Look, und zu wenig mit dem, wie sich etwas anfühlt.
In meinem Kopf kreisten die Gedanken. Weil es soviel nachzudenken, soviel zu sagen gibt über die Liebe und Fürsorge zum eigenen Körper. Darüber, wie Frauen sich selbst anschauen, so ganz in „ehrlich und echt“. Welches Bild vom „Ich“ tagein tagaus durch den eigenen Geist wabert, und im Außen noch dazu reflektiert und bestätigt wird.
Da blieb und bleibt nur eins: Aufhören.
Aufhören mit dem Hass aufs „Ich“, der Krittelei am eigenen Körper und am eigenen Verhalten.
Aufhören mit diesem gesellschaftlich so akzeptierten Blick aufs eigene Ungenügen.
Aufhören damit, das eigene Wohlbefinden von irgendjemandem da draußen abhängig zu machen.
Und anfangen milde zu sein.
Wirklich hinzuschauen, im Badezimmerspiegel wie im sozialen Umgang.
Sich klar zu machen, dass der Anspruch als Frau so oder so auszusehen oder zu sein aus einer gesellschaftlichen Norm kommt, die Frauen nicht gleichwertig stellt.
Verstehen, dass der Blick auf sich selbst etwas mit dem Blick auf Andere zu tun hat.
Anfangen zu staunen, über diesen wunderbaren Körper und was er alles kann.
Mehr Bewunderung, Wertschätzung, Fürsorge für den eigenen Körper zu entwickeln.
Kraft zu schöpfen aus diesem Wunder – einem Körper, der gemacht ist dafür, ihn zu benutzen, zu verstehen und durch ihn hindurch die Welt zu erfahren. Der Leben schenken kann, und sich durch das Leben verändert.
So simpel, so schwer.
Deshalb machte ich mich auf die Suche nach Stimmen, die für mich für Selbstermächtigung stehen und denen ich gerne zuhöre, weil sie mich zum nachdenken bringen.
Was ich fand sind unheimlich kluge Frauen, die sich Gedanken machen über den Unterschied zwischen Aussehen und innerem Gefühl. Die sich so zeigen, wie sie sind, schön und unvergleichlich. Frauen, die aufklären und sich stark machen für eine eigenmächtige Beziehung zum Körper und zu Schönheit.
Schwer beeindruckt hat mich diese Geschichte über das Model Lauren Wasser, die ihre Beine durch eine TSS-Infektion, ausgelöst durch einen Tampon, verlor. Und die unglaublich stark mit ihrem veränderten Körper umgeht und sich für Aufklärung einsetzt über TSS. Etwas, worüber ich zuvor nur im Beipackzettel der Tamponverpackung gelesen hatte.
Und dieser Dokumentarfilm von Taryn Brumfitt über Körperideale und ihren grossartigen Weg zu einem glücklichen Ich, das sich gut anfühlt.
Auch Lena Dunham postet auf Instagram immer wieder darüber.
„You have the right to remain fat“. Auf Instagram darüber gestolpert, bei der Autorin Virgie Tovar gelandet. Hier ist ein Auszug aus ihrem Buch.
Body positivity. Melanie-Jasmin Jeskes Instagramkanal Melodie Michelberger ist sowieso zu empfehlen, für Frauen von jung bis alt, für Männer – ach, einfach für alle. Niemand posed so gekonnt im Bikini oer Unterwäsche aufm Dach, im Garten oder in der Wohnung. Daneben hat sie auch noch Trust the Girls gegründet und die wohl die schönste Kleidersammlung der Welt.
Auch Berit schreibt auf Instagram immer wieder über so wesentliche Dinge wie: Beine zeigen. Schöner, als sie es beschreibt, kann man es nicht sagen: „der Sommer ist für alle da!“.
Teresa Bücker, Chefredakteurin von Edition F, twittert nicht nur unheimlich schlau und lustig, sondern postete gerade auch eine ziemlich tolle Bücherliste zu Konstruktionen von Feminismus, Schönheit und Liebe. Gebookmarked!
Last but not least. Dieser neue Podcast von Allison Behringer, der eigentlich mehr Audioreportage oder Hörstück ist, ist eine echte Perle. Ich habe alle bislang produzierten Folgen verschlungen und kann sagen, die Folgen werden von mal zu mal besser!
Und weil lesen und hören toll sind, machen aber auch, gibts demnächst eine persönliche Liste mit praktischen Anwendungen für Body Love.
Nun aber viel Vergnügen beim Stöbern.
Lasst mich gern wissen, wie es Euch geht mit diesen Themen. Und wen ihr inspirierend findet!
Ich freue mich von Euch zu hören.
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