Schweizer Bürli oder die magischen Sonntagsbrötchen

Schweizer Bürli 1aKitchen

Manche Zeiten im Leben sind ein wenig lauter und ungemütlicher als andere.
Gerade ist so eine Zeit. Ungemütlich und ungeplant fordernd.

Ganz anders dagegen, nämlich unglaublich lecker, unkompliziert und unaufgeregt wunderbar sind diese Schweizer Bürli. Eine reine Wohltat nach schlaflosen Nächten, ein duftend-feines Morgenritual am Sonntag, oder einfach so, weil noch Mehl da ist und Hefe, und weil sie so einfach gehen. Ein Rezept, das ungelogen zwischen Espressomaschine vorheizen und aus der Dusche springen dafür sorgt, dass ein fantastischer Brötchenduft durch Eure Räume zieht. Das Geheimnis liegt im Teig, der am Vorabend schnell zusammengeknetet wird und dann über Nacht im Kühlschrank aufgeht. Echt wahr! Man sollte glauben, das funktioniert nicht, aber dieses ist wirklich das ultimative‚ ‚ich-kann-eigentlich-gar-nicht-Brot-backen’-Brötchenrezept.
Sonntagsschrippen für Dummies ohne Hefedaumen, quasi. Und wer das Glück hat, gar eine Zaubermaschine wie einen Thermomix sein eigen zu nennen, darf mit Recht behaupten die Zubereitung in 3 Minuten zu erledigen. Alle andren müssen auf 5 erhöhen plus etwas Zeit, um die Knetteigrührer wieder sauber zu schrubben und die Waage zurückzustellen.

Schweizer Bürli 1aKitchen

Das Rezept ist unglaublich wandelbar, aber auch gerade überzeugend wegen seiner Simplicity, auf ein Pfund Mehl kommt eine halbes Päckchen Hefe, dazu eine entschiedene Menge gutes Salz und handwarmes Wasser. Verkneten, fertig. Die Ruhezeit im Kühlschrank über Nacht sorgt für langsames Wachstum der Hefen. Am nächsten Morgen wird der Ofen vorgeheizt, der Teig aus dem Kühlschrank genommen und mit Mehl bestäubt, die Bürli abgestochen (ohne Kneten!) und diese werden entweder gleich in den Ofen geschoben oder mit einer extra Gehrunde von 15 Minuten belohnt. Beides ergibt duftende, krosse Brötchen, die jeden Gang zum Bäcker zum Frevel werden lassen.
Übrigens ist dies auch das Rezept für die Brötchen, das wir drei Kochlöffel bei unserem Aufstrich-Feature verwendet haben.

Entdeckt habe ich meine Leidenschaft für diese würzigen Semmeln übrigens dank Heike, meiner liebsten Bürlischwester, die auf relleomein nicht nur feine Rezepte vorstellt, sondern sich im letzten Jahr zu meiner persönlichen Ordnungsqueen entwickelt hat, quasi die Martha Stewart der deutschen Youtubeszene. Wer ab und zu mal eine rettende Idee für mehr Struktur und Aufgeräumtheit in den eigenen vier Wänden sucht ist bei Heike wirklich bestens aufgehoben.

Mit den Mehlsorten lässt sich prima herumspielen, ich mische am liebsten Roggenvollkornmehl mit Dinkelmehl, auch Trockenhefe funktioniert (huhu liebe spontan-am-Samstag-Abend-Bäcker) und wer mehr Lust auf einen kleinen Laib Brot statt Brötchen hat, platziert den Teigkloß eben liebevoll im Ganzen aufs Backpapier. Sollten sich ein paar Walnüsse in Eurer Küche herumtreiben, so dürfen die natürlich auch mit in den Teig, aber – wirklich: es braucht das nicht.

Zu unseren duftenden Schweizer Freunden empfehle ich Honeybutter, hausgemachte Honigbutter, ein weiteres Rezept aus dem Handgelenk, das sich in allen Lebenslagen schmeichelnd auf die heißen Brötchenhälften legt.

Schweizer Bürli 1aKitchen

Meine erste Begegnung mit Honeybutter liegt schon ein halbes Leben zurück, als ich ein ganzes Jahr bei einer wunderbaren Gastfamilie im mittleren Westen der USA verbrachte. Da in der Familie viel gekocht wurde habe ich allerlei neue Gerichte kennengelernt und auch der mannsgroße Kühlschrank war voller Produkte und Verpackungen, die ich neugierig begutachtete. Eine davon war Honeybutter, eine einfache wie überraschende Kombination, die meistens ihren Weg auf zarte Buttermilk Biscuits als Begleitung zum warmen Abendessen fand.

Gemacht ist sie superschnell, einfach Butter mit etwas Honig (im Verhältnis 2:1) aufschlagen, eine Prise Salz dazu und ab in den Kühlschrank. Wer es weniger süß mag, nimmt weniger Honig, im Winter kann ich mir gut auch etwas gemahlenen Zimt dazu vorstellen.

Schweizer Bürli 1aKitchen

Schweizer Bürli (nach einem Rezept von Heike)
Rezept für 8-10 Brötchen

Zutaten:
_ 500g Mehl (z.B. 200g Roggenvollkornmehl, 200g Dinkelmehl, 100g Dinkelvollkornmehl)
_ ½ Päckchen Frischhefe
_ 340ml lauwarmes Wasser
_ 2 gestrichene TL oder 11g gutes Salz
und so geht’s:
_ Hefe in dem warmen Wasser auflösen.
_ Mehl mit Salz in eine Schüssel geben.
_ Hefe-Wasser dazugeben und kurz zu einem homogenen Teig kneten, eventuell etwas mehr Mehl oder Flüssigkeit zugeben.
_ Teigschüssel abdecken und über Nacht in den Kühlschrank stellen.
_ Am nächsten Tag den Ofen auf 200-220 Grad vorheizen.
_ Bürliteig aus dem Kühlschrank nehmen, etwas bemehlen, mit einem Löffel Portionen abstechen und direkt auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben. Nicht mehr kneten!
_ für ca. 15-20 Minuten backen oder bis gebräunt und kross.

Honigbutter

Zutaten:
_ 2 EL Butter
_ 1 EL Honig
_ 1 Prise gutes Salz

und so geht´s:
_ Alles vermengen, bis zum Verzehr kühl stellen, auf den warmen Schweizer Bürli genießen.

Und das Leben fühlt sich gleich ein bisschen wärmer und sanfter an.

Schweizer Bürli 1aKitchen

18 comments
  1. Heike says: März 23, 201510:42 am

    Große Bürlischwesterliiiiieeeeebe! Jedes Mal wenn ich Bürlis backe muss ich an dich denken 🙂 Vielen lieben Dank fürs Verlinken und das großartige Kompliment…die deutsche Martha Stewart….hach bald gibts dann die relleomein Ordnungskollektion bei Ikea das wär was 🙂

    Allerliebste Grüße meine Liebe
    Heike

    • Anni says: März 23, 201510:48 am

      Haaaaaaaaa, Heike, das wäre großartig. Nachtigall ick hör Dir trapsen, wart nur ab! DANN spätestens (!!!) machen wir ne große Cocktail-Balkonsause, ja? mit Bürlis!***

  2. Christina says: Juni 10, 201511:55 am

    Ach, die sehen so lecker aus – und dann auch noch ÜBER NACHT!
    Toll!
    Einzige Frage: Wie muss ich die denn abdecken? Klarsichtfolie? Geschirrtuch? Luftdicht?

    Liebe Grüße
    Christina

    • Anni says: Juni 10, 201512:03 pm

      Liebe Christina,
      das geht beides, hauptsache der Teig hat etwas Platz zum gehen. Ich habe auch schon einen Teller auf eine Schüssel gestellt. Es kann dann nur sein, dass der Teig von oben etwas antrocknet, das stört aber nicht weiter.
      Viel Vergnügen damit! Ich hoffe Du hast damit genausoviel (Sonntags)Freude!***

  3. Elke says: Juni 27, 201511:16 am

    Ach Anni, Du hast immer so tolle Fotos, da bekomm ich direkt Lust zum Nachbacken. 🙂 Meinst Du, wenn man statt Brötchen ein Laib Brot aus dem Teig macht, dass man dieses in einer Kastenbackform oder besser auf dem Backblech ohne Form backen sollte? Und verändert sich die Backzeit dann, hast Du damit schon Erfahrungen? (Wir sind hier nur zu zweit und ich überlege, ob sich die fertig gebackenen Brötchen entsprechend ein paar Tage frisch halten, so dass man sie über die Woche morgens genießen kann, oder ein Laib Brot für uns besser wäre…) Viele liebe Grüße, Elke

    • Anni says: Juni 27, 201511:27 am

      Oh, lieben Dank Elke!
      Ich hab schon erfolgreich Brot auf dem Blech aus dem Teig gemacht, die Backzeit verlängert sich dadurch minimal, ja nach Form, ob runder oder länger. Jedoch hält sich das Brot nicht wirklich lange (2-3 Tage bei guter Lagerung), es wird schneller trocken, da es ja nur Hefeteig ist.
      Ich würde Dir ansonsten empfehlen, entweder die Brötchen einzufrieren oder den Teig einfach zu halbieren. Als lange haltendes Brot kann ich Dir sehr das ‚Life-changing Brot‘ empfehlen – am Anfang ist es ungewohnt, weil so kernig und feucht, aber es ist wirklich unglaublich lecker!
      Liebe Grüße!***

  4. Elke says: Juni 29, 20153:20 pm

    Dein Life-Changing-Brot kenne ich natürlich und habe ich schon längst nachgebacken 😀 – und neulich zur Wohnungseinweihung verschenkt mit je einer Portion Honigbutter und Butter mit roten Beeren. Es ist unglaublich lecker, sowohl mit süßem als auch herzhaftem Belag! 🙂 Für die Bürlis werde ich wirklich einfach mal die Zutaten halbieren, da bleibt dann sicher nichts zum Einfrieren übrig. 😉

    • Anni says: Juni 30, 20159:55 am

      Genau! Du kannst auch einfach die Hälfte des Teiges direkt nach dem Verkneten einfrieren. Das klappt prima, muss nur vor dem Gehen lassen geschehen.
      Ach, das freut mich, dass Dir das Brot auch so zusagt! Habe es erst gestern wieder in einer Variation gebacken – so gut!***

  5. Elke says: Juli 26, 20159:35 am

    Ein Träumchen! Heute kam ich endlich dazu, die Bürlis zu backen, es hat alles super geklappt, die Vor- und Zubereit geht super schnell und einfach und das Ergebnis ist der Hammer. Ich habe aus der Hälfte des Teigs 4 dicke Bürlis gemacht und jetzt sind wir beide hier pappsatt, aber glücklich. Die gibt’s hier öfter ab jetzt. 🙂

    • Anni says: Juli 26, 20158:13 pm

      Ach wie wunderbar, Elke! Dann mal herzlich willkommen in Heikes (relleomein) und meinem Bürlisistas Club!***

  6. Filiz says: August 2, 201510:16 am

    Hallo,
    erstmal wollte ich sagen, dass ich deinen Blog echt toll finde! Das Rezept hört sich soo gut an.. allerdings habe ich es ausprobiert (mein erstes selbstgebackenes Brot :)) und es hat viel zu stark nach Hefe geschmeckt und das Innere vom Brötchen war gar nicht fluffig. Wie kann ich das verbessern/was könnte ich falsch gemacht haben?
    Danke schonmal 🙂

    • Anni says: August 2, 201510:38 am

      Huhu Filiz, vielen lieben Dank!
      Hm, das ist eine gute Frage. Hast Du vielleicht zuviel Hefe genommen oder war diese eventuell nicht mehr gut? War die angerührte Hefe nicht ordentlich untergerührt? Oder war das Wasser vielleicht zu heiß und hat die Hefekulturen abgetötet?
      Wenn die Brötchen nicht aufgegangen sind, könnte es auch sein, dass Dein Ofen zu heiß war – ich würde Dir in diesem Fall ein Ofenthermometer empfehlen (viele Öfen geben die Temperatur nicht korrekt an).
      Ich hoffe, Du hast den Mut nicht verloren, eigentlich ist dieses Rezept wirklich supereasy. Lass mich wissen, falls Du noch Fragen hast. Liebe Grüße und einen schönen Sonntag!***

  7. opalkatze says: April 22, 20166:26 pm

    #hach. Muss vor einer Bauch-OP abspecken und mit dem Blutdruck runter, da ist guter Rat teuer. Die Bürli darf ich essen, hurra – freu mich schon drauf. 🙂

    • Anni says: April 23, 201612:27 am

      Sehr gut – viel Vergnügen und vor allem alles Gute!***

  8. opalkatze says: April 24, 20168:39 am

    Dankeschön 🙂

  9. Christina says: April 20, 20171:41 pm

    Mein 2. Versuch – Entschuldigung!
    Bin ist seit Stunden auf der Suche nach diesem tollen Rezept Life-Changing-Bread – komme aber leider immer nur zu den Aufstrichen, die bestimmt auch gut sind, aber ich würde auch so gern das Brot ausprobieren! Vielleicht kann mir jemand helfen!? Danke!

  10. Christina says: April 20, 20172:15 pm

    Dankeschön! Ich freu mich so! Ich bin nämlich eine kleine Brotliebhaberin, zu jeder Tageszeit! Probiere es gleich am Wochenende aus! Danke!

Submit comment